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Die reale Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz

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Der Klimawandel ist in aller Munde und immer mehr Menschen sind bereit, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Doch wie hoch ist ihre Zahlungsbereitschaft wirklich? Diese Frage hat ein Forscherteam rund um den Umweltökonomen Andreas Löschel in der Studie „Die reale Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz" untersucht.
Um die Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz zu bestimmen, befragten die Forscher über 200 Personen, deren Teilnahme an der Studie jeweils mit 40 Euro entlohnt wurde. Den Probanden wurden CO2-Zertifikate zu Preisen von 0,20 bis 5,00 Euro je 100 kg CO2 zum Kauf angeboten. Bei den CO2-Zertifikaten handelte es sich um echte Zertifikate, die nach dem Erwerb auf ein Stillegungskonto der Deutschen Emissionshandelsstelle überwiesen, also dem Emissionshandel entzogen wurden. Mit anderen Worten: Die Probanden konnten durch den Kauf der Zertifikate einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die mit dieser Methode ermittelte durchschnittliche Zahlungsbereitschaft belief sich auf 1,20 Euro je 100 kg CO2 bzw. auf 12 Euro je Tonne CO2.
Im Vergleich zu anderen Studien, in denen eine Zahlungsbereitschaft von 25 bis zu knapp 500 Euro pro Tonne errechnet wurde, ist dieser Wert gering. Allerdings wurde in den Vergleichsstudien die Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz nur hypothetisch erhoben, wodurch sie überschätzt wird. Legt man für die Berechnung, wie in der vorliegenden Untersuchung von Löschel, „echte" Kaufentscheidungen zu Grunde, fällt die Zahlungsbereitschaft deutlich geringer aus.
Darüber hinaus ist die Zahlungsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung sehr ungleich verteilt. Mehr als 60 Prozent der Studienteilnehmer kauften gar keine Zertifikate. Letzteres ist insbesondere für die Politik von Relevanz. Wird das Ergebnis auf die Bevölkerung übertragen, sind kostspielige politische Maßnahmen zum Klimaschutz nicht mehrheitsfähig. Was folgern die Autoren hieraus? Zum einen müssen Klimaschutzmaßnahmen aufgrund der geringen Zahlungsbereitschaft möglichst effizient, also mit möglichst geringen Kosten umgesetzt werden. Zum anderen gewinnt Klimaanpassung, die politisch leichter vermittelbar ist, eine immer größere Bedeutung.

Andreas Löschel, Bodo Sturm and Carsten Vogt (2010), Die reale Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz. In: Wirtschaftsdienst, Volume 90, Number 11, S. 749-753.